Das CE-Programm: Was hat es mit Polen, Tschechien und Amazon auf sich?
Aber wie und wann nimmt man das Programm in Anspruch, welche Konsequenzen hat die Lagerung und warum kann die Freischaltung des Programms Euch finanzielle Vorteile bringen? All diese Fragen klären wir im weiteren Verlauf, inklusive Rechenbeispiel, ab wann sich die Freischaltung des CE Programms für Euch als Amazon Händler lohnt.
Was ist das CE Programm von Amazon und was hat es damit auf sich?
In den meisten Fällen starten deutsche Amazon FBA Händler (FBA = Fulfillement by Amazon) mit der Lagerung in Deutschland, um den deutschen Marktplatz freischalten zu können und zunächst auf dem deutschen Marktplatz verkaufen zu können und „klein“ anzufangen.
Da Amazon bei dem FBA Programm Eure Lagerung und Lieferung an den Endkunden aus seinen Versandzentren übernimmt, ist der Online-Riese natürlich daran interessiert seine eigenen Kosten für diesen Service so gering wie möglich zu halten. Deswegen versucht der Marktplatzriese Euch als Amazon Händler das CE Programm möglichst schmackhaft zu machen. Denn Amazon selbst hat in Polen und Tschechien geringere Fixkosten, wie Miete, Pacht oder Lohnkosten.
Mit der Aktivierung der Lagerfunktion in Polen und Tschechien werden nun Eure Waren dort gelagert bzw. „zwischengelagert“. Der Verkauf erfolgt nach wie vor aber weiterhin „nur“ auf dem deutschen Marktplatz. Stellt sich die Frage, warum das Ganze? Der Hauptgrund ist recht simpel: Im Gegenzug erlässt Amazon Euch 0,50 Cent „Strafgebühr“ pro Versendung aus dem deutschen Logistikzentrum innerhalb Deutschlands, wenn das CE Programm aktiviert wird. Mit dieser Strafgebühr versucht Amazon die höheren Fixkosten in Deutschland auszugleichen und den Amazon Händlern das CE Programm ans Herz zu legen.
Wie aktiviere ich das CE Programm?
Die Aktivierung des CE Programms wird schnell und einfach über das Seller Central getätigt. Hier müsst Ihr nur das obere Feld anklicken und schon werden Eure Waren seitens Amazon nach Polen und Tschechien versandt, um dort zwischenzulagern.
ABER Vorsicht, genauso schnell ist das PAN EU Programm aktiviert und Amazon versendet Eure Waren in Lager in ganz Europa. Denn mit der Aktivierung der Lagerung in Polen und Tschechien gehen auch Verpflichtungen für Euch einher.Was Ihr vor und nach der Aktivierung beachten müsst erklären wir Euch im Folgenden.
Worauf muss ich bei der Aktivierung des CE Programms achten?
Umsatzsteueridentifikationsnummer beantragen
Im besten Fall kümmert Ihr Euch um die Umsatzsteuer Identifikationsnummer in Polen und Tschechien, bevor Ihr dort beginnt zu lagern. Denn ab Aktivierung der Lagerung besteht in den jeweiligen Ländern mit sofortiger Wirkung auch die Steuerpflicht.Ein bedenklich großer Teil der Amazon Händler kümmert sich erst im Nachgang der Aktivierung um die steuerliche Registrierung in den entsprechenden Ländern. Dies ist grundsätzlich auch möglich, aber kann zu erheblichen Schwierigkeiten führen, da beispielsweise in Polen nur in die Zukunft auf die Lieferschwellen verzichtet werden kann. Das muss vor allem beim CE Programm bei rückwirkenden Registrierungen beachtet werden. Eine entscheidende Rolle spielt hier auch, wie viel Zeit zwischen Aktivierung und der Ausübung steuerlicher Pflichten liegt.
Umsatzsteuervoranmeldungen in Polen und Tschechien einreichen
Sobald Ihr eine Umsatzsteuer ID in PL und CZ habt und dort lagert müsst Ihr auch Umsatzsteuervoranmeldungen abgeben. Diese sind monatlich an das polnische und tschechische Finanzamt zu senden. Da es sich bei der Umsatzsteuer eigentlich um eine Jahressteuer handelt verteilt sich so die Steuerlast über das gesamte Jahr.Sofern der Prozess steuerlich geschickt abgewickelt wird, können hier Nullmeldungen eingereicht werden und die steuerliche Zahllast bleibt in Deutschland.
Innergemeinschaftliche Verbringungen
Mit der Aktivierung von mehreren Lagern, sei es im CE- oder PAN EU- Programm, kann und wird es zu innergemeinschaftlichen Verbringungen kommen. Seit Anfang 2020 sind die sogenannten Quick Fixe aktiv, welche eine enorme Kostenfalle darstellen, wenn Ihr noch keine GÜLTIGE Umsatzsteuer Identifikationsnummer in den Bestimmungsländern habt. Amazon versendet Eure Ware vollautomatisch zwischen seinen Lägern hin und her, ohne dass Ihr darüber die Kontrolle habt.Wenn es zu einer innergemeinschaftlichen Verbringung kommt BEVOR Ihr eine gültige Umsatzsteuer ID habt, müsst Ihr diese Lieferung versteuern obwohl die eigentlich steuerfrei wäre. Dadurch entstehen unnötige Mehrkosten, die nicht erstattet werden können. Bitte lest Euch unseren Blogpost dazu durch, da eine ausführliche Erklärung hier den Rahmen sprengen würde.
Pro Forma Rechnungen erstellen
Weiterhin sind Pro Forma Rechnungen essentiell, falls es zu einer Prüfung seitens der Finanzämter kommt.Eine Proformarechnung zeigt – anders als die USt-Voranmeldung – die einzelnen Positionen auf, durch die sich die Summe der Vorsteuerbeträge ergeben hat. Als Online Händler benötigt Ihr diese Aufstellung, wenn es zu innergemeinschaftlichen Verbringungen zwischen Euren Lagern kommt.
Lieferschwellenverzicht für Polen und Tschechien
Wenn Ihr das CE Programm aktiviert, empfehlen wir unseren Mandaten immer auf die Lieferschellen für Polen und Tschechien zu verzichten, da Ihr in Polen einen Mehrwert-Steuersatz von 23 % und in Tschechien von 21 % habt. Wenn Ihr auf die Lieferschwellen verzichtet müsst Ihr Eure Rechnungen weiterhin mit dem deutschen Mehrwertsteuersatz von 19 % ausweisen. Aber da dieser deutlich unter den Steuersätzen des CE Programms liegt ist dies sehr zu empfehlen. Allerdings fallen dadurch nicht die monatlichen Umsatzsteuervoranmeldungen weg, obwohl Ihr keine Steuern mehr an das polnische und tschechische Finanzamt zahlen müsst, müssen nur die Nullmeldungen abgegeben werden.
Ohne Lieferschwellenverzicht Rechnungen mit Mehrwertsteuer
Wenn Ihr nicht auf die Lieferschwellen nach Polen und Tschechischen verzichtet, müsst Ihr auf Euren Rechnungen die entsprechende Mehrwertsteuer des Startlandes verzeichnen und die dazu gehörige Umsatzsatzsteuer ID. Außerdem fällt die steuerliche Zahllast dann auch auf Polen und Tschechien.
Ab wann lohnt sich das CE Programm für Online Händler?
Grob gesprochen, eignet sich das CE Programm von Amazon für mittelgroße Händler. Aber was heißt schon „mittelgroß“?
Ob sich das CE Programm für Euch lohnt könnt Ihr recht leicht ausrechnen. Dafür müsst Ihr zunächst einmal nur Eure monatlichen Bestellungen kennen und verrechnet diese mit den Kosten der monatlichen Umsatzsteuervoranmeldungen, die mit der Aktivierung des CE Programms einhergehen. Diese belaufen sich bei uns beispielsweise auf 125 € pro Land, also für das CE Programm auf 250 €.Bei Bestellungen unter 500 Einheiten deckelt die Ersparnis der Amazongebühren noch nicht Eure Kosten, anders sieht es im Prinzip schon ab der 501. Einheit aus.Ab 501 Einheiten sind Eure Kosten durch den Wegfall der 0,50 Cent pro Sendung gedeckelt und ab über 500 Einheiten spart Ihr schlichtweg bares Geld. In unserem Beispiel bei 1.000 Einheiten bereits 250€ pro Monat. Das sind 3.000€ im Jahr. Diese Rechnung ist nach oben offen.
Vorteile des CE Programms
Der große Vorteil des CE Programms ist die Kostenersparnis durch das Wegfallen der Strafgebühr seitens Amazons.Weiterhin ist es der erste Schritt mit Eurem Amazon Business zu wachsen und die damit einhergehenden steuerlichen Verpflichtungen kennenzulernen.Denn die Lagerung in Polen und Tschechien löst eine Steuerpflicht in diesen beiden Ländern aus. Egal, wie man logistisch verkehrt.Somit bringt das CE Programm einen Kostenvorteil für Euch und durch den Lieferschwellenverzicht ändert sich steuerlich auch nicht viel für Euch, bis auf den bürokratischen Aufwand der Registrierung und der Nullmeldungen, damit wären wir dann auch schon bei dem einzigen Nachteil.
Nachteile des CE Programms
Der Nachteil des CE Programms ist, wie bereits erwähnt, lediglich der einmalige bürokratische Aufwand der Registrierung und die späteren Meldungen/Nullmeldungen. Da Ihr aber im besten Fall mit einem Dienstleister zusammen arbeitetet der diese Aufgaben für Euch übernimmt, und Euch korrekt steuerlich in Polen und Tschechien registriert und meldet, ist Euer persönlicher Aufwand minimal und zu vernachlässigen. Wichtig ist sich der Pflichten bewusst zu sein und einen kompetenten Partner zu finden, der sich der Pflichten annimmtNachteile entstehen natürlich deutlich größere, wenn Ihr nicht korrekt registriert seid und beispielsweise auf Grund der nicht Beachtung der Quick Fixe Steuern auf Eure innergemeinschaftlichen Verbringungen zahlen müsst.
Besonderheiten bei dem Paneuropäischen Land: Polen
Wir wollen noch kurz auf die Besonderheiten des paneuropäischen Landes Polen eingehen. Denn zum einen ist die Registrierung in Polen komplizierter als in anderen paneuropäischen Ländern. Neben Spanien kann die Registrierung hier mit am längsten dauern. Weiterhin ist Polen das einzige Land, in dem nur in die Zukunft auf die Lieferschwelle verzichtet werden kann. Dies macht es umso wichtiger von Beginn an auf die Lieferschwelle zu verzichten um nicht den um 4%-Punkte höheren Mehrwertsteuersatz in Polen zahlen zu müssen. Wir sind in einem früheren Blogpost sehr detailliert auf alle Besonderheiten der Lieferschwellen eingegangen und ein Sprung rüber zu diesem Inhalt lohnt sich auf jeden
Fazit
Das CE Programm ist der logische Schritt für Euch wenn Ihr mehr als 500 Sendungen im Monat habt und ohnehin das FBA Programm seitens Amazon nutzt. Nur bitte seid Euch von Beginn an über die steuerlichen Auswirkungen bewusst und sucht Euch von Beginn an Hilfe seitens eines Dienstleisters der Euch korrekt umsatzsteuerlich registriert, berät und meldet Automatisierung der nationalen und internationalen USt-Meldungen
countX ist ein führender europäischer Technologieanbieter in Umsatzsteuermeldungen für Onlinehändler. Das Unternehmen setzt kontinuierlich neue Maßstäbe in Bezug auf die Automatisierung der grenzüberschreitenden Einreichung der Umsatzsteuer, durch eine Mischung aus zukunftsweisender Technologie, direkter persönlicher Beratung, strenger Qualitätskontrolle sowie persönlicher Beratung.Das countX Team verfügt über Erfahrungen mit mehr als 200 Kunden in der E-Commerce-VAT-Compliance und bedient seine Kunden zu höchster Zufriedenheit, die durch Technologie in Kombination mit vorausschauender Beratung ermöglicht wird. Bei Fragen zu dem Thema wenden Sie sich an hello@countx.com oder +49 30 62931550.